Kulturschätze
der SBB
Entstehungsjahr: 2012
Kunde: Staatsbibliothek zu Berlin
Unsere Leistung: App-Entwicklung und Design
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Fragezeichen, wild gestrichene Passagen, Randbemerkungen – das Schaffen eines Künstlers, seine Handschrift, seine Gedanken, kurz, die originalen Dokumente künstlerischen Schaffens waren bisher nur wenigen Experten vorbehalten. Mit der Kulturschätze-App der Staatsbibliothek zu Berlin - für iPad und auch iPhone - sind nun bedeutende kulturhistorische Zeitdokumente für jedermann zugänglich: Sei es die Partitur von Mozarts Zauberflöte, eine Szene aus dem zerbrochenen Krug von Heinrich von Kleist oder Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie.
Präsentiert werden die Exponate von Persönlichkeiten aus Kultur, Wirtschaft und Politik. Die Nobelpreisträgerin Herta Müller liest im Autograph von Kleists „Der zerbrochene Krug, Bundespräsident Joachim Gauck ist in das Fallersleben-Autograph des Gedichts „Lied der Deutschen“ vertieft, der Moderator Günther Jauch stöbert in zahlreichen Bänden von Zedlers-Universal-Lexicon aus dem 18. Jahrhundert. Altbischof Wolfgang Huber das Gedicht „Wer bin ich?“ von Dietrich Bonhoeffer mit großer Ausdrucksstärke vor, weitere Texte werden vom Schauspieler Hans-Jürgen Schatz gesprochen. Dank hervorragender Qualität lassen sich die Exponate bis ins kleinste Detail erkennen und so in ihrer Ursprünglichkeit erfahren. Überzeugen Sie sich selbst. www.staatsbibliothek.de
Du hast die Wahl!
Der Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb ist seit 2002 vor nahezu jeder Wahl im Einsatz – bislang wurde er insgesamt knapp 40 Millionen Mal gespielt. Und wem verdankt der orangene Kasten sein Erscheinungsbild?
Zur Bundestagswahl verpassen wir dem Wahl-O-Mat ein schickes neues Flat-Design und verbessern dessen Usability obendrauf noch deutlich. Deshalb freuen wir uns besonders, dass das populäre Tool eine Erfolgsmeldung nach der anderen produzierte: App des Tages und Platz 1 im iTunes-AppStore, mehr als 13 Millionen Mal gespielt (Rekord!) und Google-Suchbegriff des Jahres 2013.
2009 feiert der Wahl-O-Mat in Europa Premiere: Anlässlich der Europawahl kommt das Tool in einer zusätzlichen Variante im „europäischen Blau” heraus und kann auch in englischer Version gespielt werden. Knapp 1,6 Millionen Mal wird der Wahl-O-Mat im Vorfeld der Wahl in Deutschland genutzt.
2006 peppen wir das Wahl-O-Mat Design mit Skins auf: Der Wahl-O-Mat erscheint nun neben der klassischen orangenen Version auch im landestypischen Design. Je nach Anlass – ob Europa-, Bundestags- oder Landtagswahl – werden die speziellen Besonderheiten gestalterisch betont. Die Nutzer können wählen, wie ihr Wahl-O-Mat aussehen soll.
Die ursprüngliche Design-Idee für den Wahl-O-Mat ist einfach, aber genial: Nach nur wenigen Klicks spuckt ein "Automat" aus, welche zu einer Wahl zugelassene Partei der eigenen politischen Position am nächsten steht. Als Vorbild für das Design dient ein Kartenschalter der Berliner Verkehrsbetriebe.
Die Geburtsstunde des hiesigen Wahl-O-Mat: Zusammen mit der Bundeszentrale für politische Bildung entwickeln wir das Wahl-O-Mat-Konzept und setzen die Ideen gestalterisch um: Der orangene Kasten wird zum Markenzeichen des Wahl-Tools. Ursprünglich kommt der Wahl-O-Mat aus den Niederlanden. Der "StemWijzer" des Instituut voor Publiek en Politiek/IPP erschien als erste Papierversion bereits 1989. Seit 1998 ist er auch online verfügbar und selbstverständlicher Teil jeder Wahl in den Niederlanden. Vom "StemWijzer" hat die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb zur Bundestagswahl 2002 die Lizenz erworben, das Tool in Deutschland einzusetzen.
Im Fokus steht die Beantwortung von 38 Thesen, die der User mit „stimme zu“ „neutral“ oder „stimme nicht zu“ beantworten kann oder die These überspringt.
Die Thesen werden im Anschluss aufgelistet und können noch einmal nachgelesen und gewichtet werden. Markierte Thesen werden im Resultat doppelt gewertet.
Im Anschluss hat der User die Möglichkeit, bis zu 8 Parteien auszuwählen. Er erhält außerdem einen kurzen Überblick, wofür die einzelnen Parteien stehen.
Die eigenen Antworten werden mit denen der Parteien abgeglichen, der Grad der Übereinstimmung mit den ausgewählten Parteien errechnet.
Wer sich intensiver mit dem Thema „Wahl“ beschäftigen möchte, findet im linken Bereich der Wahl-O-Mat Seite Links und Material zum Thema.
Des Weiteren kann man seine Position zu einzelnen Thesen mit denen der Parteien vergleichen und nachlesen, wie diese ihre Haltung zu einem bestimmten Thema begründen.
Neben Desktop, Tablet und Smartphone taucht der Wahl-O-Mat auch in der analogen Welt überall auf: T-Shirts, Sticker, Flyer oder Tablett-Aufleger bei McDonald’s zeigen das typische orangene Design.
5 Fragen an
Armin Berger
Armin Berger im Verbände-Talk über die Wunderwaffe Tablet, Entverkomplizierung* und die Möglichkeiten der mobilen Verbandskommunikation.
Verbände/Talk: Herr Berger, wir wissen, dass die Nutzung mobiler Endgeräte stetig zunimmt. Ist es aus Ihrer Sicht unausweichlich, dass jedwede Anbieter von Dienstleistungen, Produkten und Services abseits ihrer Webseite auch ein Angebot für die Nutzung „on the go“ vorhalten?
Armin Berger: Seit dem rasanten Erfolg von Smartphones und Tablets haben diese Ausgabegeräte neben dem klassischen Desktop deutlich an Bedeutung gewonnen. Eine gut programmierte Website sollte prinzipiell auch auf diesen Geräten bedienbar sein. Das ist die Grundlage von allem: eine solide, universell funktionierende Website.
Über eine App nachzudenken bedeutet eigentlich immer, einen Ausschnitt aus dem eigenen Angebot zu wählen, der fokussiert – und nicht, wie bei Websites üblich, das gesamte Informationsportfolio anzubieten. Es geht um Reduktion.
Wir nennen es Entverkomplizierung. Eine App fürs Smartphone taugt zum Beispiel nur dann etwas, wenn sie unterwegs nützlich, inspirierend oder unterhaltsam ist.
Tablets haben meiner Überzeugung nach zwar auch einen mobilen Aspekt. Viel wichtiger finde ich aber die Tatsache, dass es Geräte sind, die man zurückgelehnt auf der Couch verwendet. Das ist eine andere Situation. Eine Situation, in der die Menschen offener, entspannter sind. Vielmehr steht hier der Aspekt der Emotionalität im Vordergrund.
Tablets begünstigen stärker ein exploratives, weniger zielgerichtetes Vorgehen. Das ist bisher noch nicht ausreichend beachtet worden. Meine feste Überzeugung ist, dass genau diese Eigenschaften des Tablets die digitale Kommunikation noch sehr grundlegend verändern wird. Aus neurologischer Sicht ist die Verbindung zwischen Zeigefinger und Hirn die direkteste. Florian Heinen, ein Kinderneurologe, hat erst kürzlich in der FAZ dargelegt, dass das Tablet ein Quantensprung für die Einbettung von Wissen in unseren Alltag darstellt.
V//T: Nehmen wir an, ein Verband hat eine präzise Idee, welches Angebot er für welche Zielgruppe über eine App darstellen will. Gibt es aus Ihrer Erfahrung Aspekte oder Anforderungen, die die mobile Verbandskommunikation von der einer wissenschaftlichen Einrichtung, einer Behörde oder eines Unternehmens unterscheidet?
AB: Es gibt keinen grundlegenden Unterschied. Eine präzise Idee ist wichtig. Die Umsetzung muss Energie haben, die Zielgruppe nicht nur praktisch bedienen, sondern letztendlich auch berühren.
Das gilt aber nicht nur für Apps, sondern allgemein für Kommunikation. Das Kommunikationsangebot wird immer von Menschen für Menschen gemacht. Die Technik übernimmt dabei eine Vermittlungsfunktion. Bei aller Begeisterung für Technik darf man das eigentliche Kommunikationsziel nie aus den Augen verlieren. Es geht darum, die Relevanz der eigenen Inhalte zum Ausdruck zu bringen. Das ist eine Grundhaltung, auf der all unsere Projekte fußen.
V//T: Für die Realisierung eines mobilen Angebots stehen mit Apps, Web Apps, mobilen Websites, „Responsive Design“ verschiedene Herangehensweisen zur Verfügung. Ist die Wahl nur eine Frage für Technikverliebte oder welche Entscheidungsparameter sollten Verbände berücksichtigen?
AB: Native Apps sind perfekt auf die jeweilige Plattform zugeschnitten. Web Apps basieren auf Webtechnologien, die einen unabhängiger von Plattformen machen. Mobile Websites und Lösungen mit Responsive Design werden nah an einer bestehenden Website oder direkt in ihr realisiert. Wichtig ist die Suche nach der richtigen Lösung für das jeweilige Projekt. Dabei stellt sich auch die Frage, in welchem Verhältnis Website, App und andere Maßnahmen der digitalen Kommunikation stehen.
Der gewählte technische Ansatz hat großen Einfluss auf die Entwicklungsgeschwindigkeit, die Kosten und die Zukunftsfähigkeit des Ergebnisses. Native Apps sind zu empfehlen, wenn man die perfekte Performance auch offline erreichen möchte.
Web Apps sind offener, plattformunabhängiger, aber in Sachen Performance nicht immer optimal auf die Geräte abgestimmt. Mobile Websites sind nicht für den offline-Gebrauch gedacht und sollten eine reduzierte Version der eigentlichen Website sein.
Responsive Design ist die Lösung, wenn man in erster Linie die Oberflächen für die verschiedenen Ausgabegeräte optimieren möchte. In der Umsetzung ist das preiswerter. Mit Responsive Design lässt sich das inhaltliche Angebot der damit verpackten Website nur bedingt reduzieren. So bleibt das Problem bestehen, dass das Angebot trotz angepasster Oberflächen möglicherweise zu umfangreich und unübersichtlich ist für kleine Screens.
V//T: Sofern Anbieter von Apps anstreben, inhaltliche und gegebenenfalls auch technische Updates im Wesentlichen selbst realisieren zu können, was ist unter dieser Prämisse zu bedenken?
AB: Die Aktualisierbarkeit ist im Prinzip bei allen Modellen technisch gegeben. Bei mobilen Websites und Lösungen mit Responsive Design ist meist das bereits bestehende CMS direkt angebunden. Web Apps und Apps haben erst einmal nicht unbedingt mit einer Website zu tun. Sie können aber beide so angelegt werden, dass sie aktualisierbar sind, ohne in den Quellcode eingegriffen zu müssen.
Auch in einer nativen App können Teile komplett auf einen Webserver ausgelagert werden, um in Echtzeit direkt oder über Schnittstellen Änderungen vornehmen zu können. Beim Wahl-O-Mat für die Bundeszentrale für politische Bildung haben wir zum Beispiel solch eine Mischform gewählt, weil ansonsten Änderungen nur über den Appstore von Apple möglich gewesen wären. Die damit verbundene Verzögerung durch den Reviewprozess von Apple könnte bis zu zwei Wochen dauern und wäre nicht tragbar.
V//T: Sie werben bei Apps eindringlich für Reduktion. Es sollte also Abstand genommen werden von der Überlegung, mit einer App eine kleine Webseite bauen zu wollen. Geht es Ihnen um eine Konzentration inhaltlicher Aspekte oder auch um eine Begrenzung technischer Features?
AB: Da spielen mehrere Aspekte eine Rolle. Websites werden mit der Idee des unendlichen Cyberspace gebaut. Sie sind letztendlich in der Lage, alles aufzunehmen. Apps stellen einen Paradigmenwechsel dar, wobei es keine entscheidende Rolle spielt, ob man von einer App, Web App oder einer mobilen Website spricht.
Apps sind am stärksten, wenn sie fokussieren. Das hat oberflächlich mit den geringeren Bildschirmdimensionen zu tun und mit den Fingern, die zur Bedienung genutzt werden. Aber letztendlich ist es ein Paradigmenwechsel weg vom technisch Möglichen hin zum Sinnvollen. Je genauer der Autor einer App weiß, was er eigentlich erreichen, anbieten möchte, desto genauer kann die App ausgerichtet werden. Diese Präzision wird vom Nutzer honoriert. Wenn es um Apps geht, sucht der Nutzer das Einfache, Klare.
Ein Beispiel: Auch zu dieser Bundestagswahl wird die Bundeszentrale für politische Bildung wieder den Wahl-O-Mat veröffentlichen.
Wir sind für das Interface und die User Experience (UI/UX) verantwortlich. Wieder wird es darum gehen, komplexe Positionierungen der Parteien transparent zu machen. Der Nutzer soll durch die Beantwortung von 38 Thesen erfahren, welchen Parteien er wie nahe steht. Auf gewisse Weise wird die Komplexität von allen Parteiprogrammen auf ein einfaches Raster reduziert, das über ein schlichtes, ansprechendes Interface bedienbar gemacht wird. Der Nutzer sieht letztendlich nur einen orangen Kasten mit vier Buttons. Ein selbsterklärendes Interface. So wird Demokratie erfahrbar, der Unterschied zwischen den Parteien wird sichtbar und das Ganze macht auch noch Spaß.
Ein Millionenpublikum bestätigt das alle vier Jahre auf dem Tablet, dem Smartphone und dem Desktop.
V//T: Vielen Dank, Herr Berger!
Das Interview führte Dirk Günther, Meilenstein! Beratungskanzlei
Lobo und Morozov:
Zu einfach und zu
kompliziert
Für Sascha Lobo ist die Sache enttäuschend, aber einfach: das Internet ist kaputt. Punkt, das war’s. Das nimmt er ganz naiv persönlich. Die Entgegnung von Evgeny Morozov ist dagegen von der gewohnten Komplexität. Recht hat er, aber wen erreicht er damit?
Das Internet ist zu wichtig, um sich weiterhin in den Extremen „einfach“ und „kompliziert“ zu verlieren. Wie wäre es mit klarer Sicht auf die Dinge? Das Internet ist schon lange nicht mehr das, was viele gehofft hatten und teilweise bis heute noch glauben.
Es gibt ein schönes Beispiel dafür, dass das Netz schon vor vielen Jahren seine Unschuld verloren hat. Kaum einer hat hingesehen, folglich hat auch kaum jemand verstanden, wie leicht es eigentlich ist, sich ein klares Bild zu machen.
Wir gehen zurück ins Jahr 2005: Die erste Internetblase war geplatzt. Es gab kein Geld mehr für Geschäftsmodelle, die künftigen Reichtum versprachen. Die Luft war raus. Doch da geschah das Unfassbare: Rupert Murdoch, der Medienmogul, der das Netz hauptsächlich schlecht redete, kaufte für 580 Millionen Dollar MySpace.
Eine absolute Sensation, die sofort über alle Kanäle verbreitet wurde: Das Internet ist zurück! Aber was hat Murdoch gekauft? MySpace war zwei Jahre zuvor von Thomas Anderson gegründet worden, einem Musikliebhaber, der eine Online-Community einrichten wollte, um sich mit anderen Musikliebhabern auszutauschen.
Natürlich wurde – ganz kalifornisch – in der Garage gegründet. In Deutschland musste man gleich wieder mit sich selbst hadern: So was war ja hier gar nicht möglich, weil das Gewerbeaufsichtsamt dann vor der Garagentür gestanden hätte.
Das Internet! Die Amerikaner! 580 Millionen! Ein wunderbares Märchen, das heute noch so erzählt wird. Dieses wunderbare Märchen reanimierte weltweit die großen Phantasien und sorgte dafür, dass wieder das große Geld floss.
Die zweite Internetwelle startete, die bis heute anhält. Jetzt war es nicht mehr das Internet 1.0, sondern das Web 2.0, das Mitmachweb: Endlich konnten alle mitmachen!
Murdoch hat MySpace nicht gekauft. MySpace wurde nicht von einem einsamen Musikliebhaber gegründet, wahrscheinlich auch nicht in einer Garage, und es ging nie um Musik.
Zwischenfrage: Wer hat behauptet, das sei etwas Neues gewesen? Egal. Murdoch hatte die nächste Stufe gezündet.
In der MySpace-Community formierte sich Protest gegen die Übernahme durch den bösen Medienmogul. „Murdoch, leave MySpace alone!“ Am Ende hat er sich tatsächlich selbst geschadet und den Traum von Tom Anderson, dem einsamen Musikliebhaber in der Garage, zerstört. Heute spielt MySpace, einst die größte Community im Netz, keine Rolle mehr. Ende der Geschichte. Der Böse ist bestraft. Die Nutzer sind einfach weitergezogen zu Facebook und anderen … Aber Tom Anderson hat wenigstens seine halbe Milliarde.
Zu schön, um wahr zu sein?
Richtig: Murdoch hat MySpace nicht gekauft. MySpace wurde nicht von einem einsamen Musikliebhaber gegründet, wahrscheinlich auch nicht in einer Garage, und es ging nie um Musik. Alle Belege sind ohne größeren Aufwand im Netz zu finden.
1. Murdoch hat MySpace nicht gekauft. Stattdessen hat Murdoch Intermix Media Inc. gekauft. Intermix Media war zu der Zeit eine börsennotierte Aktiengesellschaft (AMX-Symbol: MIX). Entsprechend musste die Übernahme durch Murdochs News Corp. sachlich richtig mitgeteilt werden. Das ist erfolgt und nachlesbar.
Wieso sollte der skeptische Rupert Murdoch auch eine halbe Milliarde Dollar in eine schräge Musik-Community investieren?
Aber wer ist dann Intermix Media? 2006 gab es noch eine Website zur Firma. Dort hieß es: „Intermix Media, Inc. is a leading internet marketing company combining extensive consumer reach, innovative technologies, and superior content to provide advertisers, partners, and affiliates with unique and effective Internet marketing opportunities.“
Intermix Media sammelte Nutzerprofile von vorwiegend jungen Zielgruppen, um sie für die Werbewirtschaft verwertbar zu machen. Laut eigener Aussage haben sie zu diesem Zweck 30 Websites betrieben. Eine davon war MySpace.
2. MySpace wurde nicht von einem einsamen Musikliebhaber gegründet. Auch in keiner Garage.
MySpace wurde von Intermix Media gegründet, die zu diesem Zeitpunkt sicherlich nicht mehr in einer Garage hausten. Andere Websites von Intermix waren Big Fat Baby, Bless The Day, Cute Stuf, Netlaughter, Send4Fun, SmilePop, MadBlast, etc.
Interessant ist auch, dass Intermix Media noch im Jahr 2005 in New York angeklagt wurde, gegen den Willen von Millionen von Usern Spyware auf deren Rechnern installiert zu haben, die Pop-up-Werbung anzeigte. Zu der Zeit galt Intermix Media als der größte Verbreiter von Spyware im Internet überhaupt. Die Anklage wurde über einen außergerichtlichen Vergleich beendet.
3. Es ging nie um Musik. Intermix ging aus dem Unternehmen eUniverse hervor, das 2001 Anteile an Sony verkaufte. Von Anfang an war der Unternehmenszweck das Sammeln von Nutzerdaten, um sie für die Werbewirtschaft nutzbar zu machen. All die Websites, die Spyware, waren das trojanische Pferd, das den eigentlichen Zweck verschleierte.
So macht es Sinn. Wieso sollte der skeptische Rupert Murdoch auch eine halbe Milliarde Dollar in eine schräge Musik-Community investieren? Viel verständlicher ist eine Investition in ein Unternehmen, das die Online-Nutzer endlich zugänglich macht für gezielte Werbebotschaften. Der Begriff Targeting, der bis heute die große Hoffnung der Werbeindustrie ist, wenn es um treffsichere Übermittlung ihrer Botschaften geht, war schon damals ein Thema auf der Homepage von Intermix.
Unser schöner Spielplatz war schon vor fast 10 Jahren alles andere als unschuldig.
So wird aus einem Märchen eine reale Geschichte.
Der Urknall des Mitmach-Webs, der Aufstieg von MySpace brachte uns viele schöne Märchen. Aber wir sollten aufhören, sie zu glauben. Niemand hätte Milliarden in die verschiedenen Angebote investiert, wenn nicht Konzepte und Technologien von Firmen wie Intermix gigantische Gewinne versprochen hätten. Unser schöner Spielplatz war schon vor fast 10 Jahren alles andere als unschuldig. Es ging um Verwertung, die Beobachtung von Verhalten, die Auflösung der Privatsphäre.
Um das zu begreifen, hätten wir Edward Snowden nicht gebraucht. Snowden erzählt uns nur, dass Staat und Unternehmen auf gleiche Weise überwachen. Naivität ist vor diesem Hintergrund keine gute Idee. Erst einmal klar sehen, was wirklich läuft!
Dann mit Morozov über Gegenmaßnahmen nachdenken. Das Internet ist wirklich zu wichtig, um es einfach den Stärksten zu überlassen.