Neue
Kommunikation für
eine neue Zeit

„Wir werden mehr Zeit für Kreativität haben“

Ein Interview mit Arne Köhler (Product Owner) und Leon Franken (Frontend Entwickler)

27.Februar 2023

KI, Künstliche Intelligenz, ist in aller Munde. Aber ist sie nun unheimlich und bedrohlich – oder ein sinnvolles Hilfsmittel zur Bewältigung der stetig wachsenden Datenflut? Product Owner Arne Köhler und Frontend Entwickler Leon Franken arbeiten bei 3pc an der Entwicklung von KI-Anwendungen. Sie werfen einen Blick auf Möglichkeiten, Faszination und Hürden der neuen Technik und ermuntern: Genießt die Reise! Ihr seid Teil von etwas ganz Neuem.

Lieber Arne, lieber Leon, ihr seid die Fachleute: Was bedeutet KI für euch?

Leon
Einfach ausgedrückt ist KI ist für mich Mathematik, die genutzt wird, um "coole Sachen" zu machen.

Arne
Ich bin ja großer Filmfan – und habe früher KI immer als entweder etwas unglaublich Gefährliches wahrgenommen, was die Menschheit auslöscht, oder als etwas unglaublich Gutes. Inzwischen arbeite ich mit KI und habe gemerkt, dass sie tatsächlich größtenteils Mathematik ist und für viele Dinge sinnvoll eingesetzt werden kann.

Was sind denn eure Anknüpfungspunkte zu KI bei eurer Arbeit?

Leon
Früher habe ich bei 3pc selbst KI-Services programmiert; inzwischen kümmere ich mich darum, die Ergebnisse einer KI für die weitere Nutzung in eine Web-App zu integrieren. Sehr spannend!

Arne
Und wir in der Innovation Unit von 3pc beschäftigen uns mit KI-Technologien im Kontext unserer Forschung. 

Ihr scheint ziemlich begeistert von KI zu sein – was ist denn das Spannende an eurer Arbeit?

Leon
Als Frontend Entwickler finde ich es besonders interessant, KI-generierte Daten für User:innen in einem Interface richtig darzustellen. Wichtig ist, dass den User:innen irgendwie klar wird, dass es KI-Daten sind. Auch die besten KI-Modelle können fehlerhafte Angaben erzeugen, das war für mich auch ein Learning Prozess.

Arne
Bei der Arbeit mit KI-Technologien sind so viele Überraschungen möglich! Wenn man zum Beispiel ein Ziel nicht auf Anhieb erreicht und das Problem dann trotzdem lösen kann – das fühlt natürlich umso besser an.

Leon
Spannend ist natürlich auch immer das Ergebnis: Wir speisen Daten ein und schreiben Services. Aber wir sind vorher nie so ganz sicher, was die KI damit macht. Dann arbeiten wir so lange mit der KI, bis sie das macht, was wir wollen – immer wieder ein neues Abenteuer.

Hört sich an, als ob da wirklich Überraschungen auftreten könnten …

Leon
Ja, und das durchaus auch positiv. Wie zum Beispiel, wenn etwas was von Anfang an richtig gut funktioniert – so passiert bei einem von uns geschriebenen Image-Similarity-Service: Aus einem riesigen Pool von Daten erhielten wir sehr gute Ergebnisse, die ein Mensch auch mit extrem viel Zeitaufwand so nicht erreicht hätte.

Da sprichst du schon einen der Vorteile von KI an, den auch unseren Kund:innen nutzen könnten.

Leon
Ja, KI-Anwendungen haben immer einen bestimmten Zweck. Je spezifischer dieser Zweck ist, desto besser kann die KI Ergebnisse dafür liefern. Deswegen ist es gut, wenn Kund:innen schon mit spezifischen Anwendungsfällen auf uns zukommen. 
KI kann zum Beispiel große Unterstützung im Bereich Storytelling leisten: Objekte in Bildern erkennen, ähnliche Bilder finden, Audios zu Texten zuordnen – so lässt sich ein großer Content-Pool katalogisieren und durchsuchbar machen. 
Oder für die Verschlagwortung großer Mengen von Inhalten, wie es zum Beispiel täglich bei Bildagenturen der Fall ist. Da können wir sagen: Hier ist ein Service, der macht das für euch in drei Sekunden.

Arne
Wir können unsere Kund:innen mit KI-Anwendungen auch bei der Barrierefreiheit unterstützen: Texte auszeichnen, Eigennamen und Abkürzungen entdecken oder Mehrdeutigkeiten auflösen und automatisiert Begriffe mit einem Glossar verlinken …

Mögliche Einsatzgebiete identifizieren wir über einen Workshop und einen sogenannten Proof of Value. Das ist ein technischer Prototyp, den wir zusammen mit den Kunden in einem einwöchigen Sprint umsetzen. Ziel ist es, die Machbarkeit und auch das Potential in einem ersten Test aufzuzeigen.

Klingt super spannend … In welchen Projekten hat denn 3pc KI-Anwendungen eingesetzt?

Arne
In den letzten Jahren hat die Innovation Unit in mehreren Forschungsprojekten KI-Prototypen entwickelt. Als Anwendung ist zum Beispiel der Story Editor zu nennen: Eine intuitive Webanwendung, die es User:innen ermöglicht, komplexe Stories z.B. für den Vertrieb zu erstellen. Ein intelligenter Content Pool ist mit dem Story Editor verknüpft, der verschiedenste Dateien mit Hilfe von KI automatisch mit Zusatzinformationen wie z.B. Topics anreichert. Und aktuell arbeiten wir zusammen mit dem Badischen Landesmuseum und dem Allard Pierson Museum in Amsterdam am xCurator.

xCurator?

Leon
Vereinfacht gesagt geht es darum, Museen digital erlebbar zu machen.

Arne
Mit dem xCurator verarbeiten wir extrem große digitalisierte Museums-Kataloge und finden Verknüpfungen. Dann lassen sich die Objekte in einer Web-Story zusammenbauen – man kann die Sammlung erkunden, dabei Objekte auswählen und Geschichte(n) entdecken – und diese Stories dann natürlich auch zu erzählen und teilen. Am Ende geht es darum, ein Netz aus zusätzlichen Informationen über die Sammlung zu legen.

Gibt es für KI-Interessierte ohne konkrete Anwendungsfälle so etwas wie Einstiegsangebote?

Arne
Ja, als Einstieg können wir gemeinsam mit interessierten Kund:innen untersuchen, was ihre spezifischen Problematiken sind, welche Potenziale in diesen stecken und wo wir mit Künstlicher Intelligenz Lösungen schaffen können. 
Mögliche Einsatzgebiete identifizieren wir über einen Workshop und einen sogenannten Proof of Value. Das ist ein technischer Prototyp, den wir zusammen mit den Kunden in einem einwöchigen Sprint umsetzen. Ziel ist es, die Machbarkeit und auch das Potential in einem ersten Test aufzuzeigen. Um Künstliche Intelligenz sinnvoll einzusetzen, muss genau bekannt sein, welches Problem gelöst werden soll – eine KI kann nur so gut sein wie die Aufgabe, die ihr gestellt wird.

Leon
Mit den interessierten Kund:innen betrachten wir, wie sie arbeiten, was ihre täglichen Hürden sind und welche Vision sie haben. Und dann überlegen wir gemeinsam, wo KI-Anwendungen hilfreich sein können.

Ich glaube auch, dass KI die Potenziale des Menschen weiter fördern wird, weil sie viele unkreative, repetitive Aufgaben wunderbar lösen kann.[...] Mit Blick in die Zukunft wird KI wahrscheinlich als Assistent fungieren und uns Aufgaben abnehmen, die große Teile unserer Kapazitäten binden.

Stichwort hilfreich: Wird KI eurer Meinung nach die Arbeitswelt verändern?

Leon
KI wird die Arbeitswelt natürlich verändern, wie es zum Beispiel auch das Internet getan hat.
Ich sehe KI als unterstützenden Faktor, durch den Aufgaben schneller gelöst werden können, nicht als absoluten Jobkiller, wie manche befürchten. Natürlich wird sie sich auch auf manche Berufsbilder auswirken – aber solche Entwicklungen gab es schon immer.

Arne
Ich glaube auch, dass KI die Potenziale des Menschen weiter fördern wird, weil sie viele unkreative, repetitive Aufgaben wunderbar lösen kann. Und an dieses Schreckgespenst, dass uns bald alle arbeitslos macht, glaube ich eigentlich auch nicht. Mit Blick in die Zukunft wird  KI wahrscheinlich als Assistent fungieren und uns Aufgaben abnehmen, die große Teile unserer Kapazitäten binden.
Tatsächlich hat jede technische Revolution bis heute eigentlich immer für mehr Arbeitsplätze gesorgt und dem Wohlstand der Gesellschaft gutgetan.

Leon
Vorstellen könnte ich mir KI auch als Inspirationsquelle, zum Beispiel für Designer:innen. Der KI könten Kund:innenwünsche ,Stichpunkte zu Stil oder Farbe etc, gegeben werden und so Orientierungshilfe leisten. Ähnliches wäre auch für die Erstellung von Icons, Bildern oder Texten denkbar. Es werden viele coole Spielereien kommen, wie beispielsweise Bildgenerierung, die man dann auch in die Arbeit integrieren kann.
Das heißt: Inspiration – ja. Arbeit komplett abnehmen – nein.
Wir werden aber auch neue Technologien brauchen, um Fakes zu erkennen. Auf jeden Fall wird es eine unglaublich spannende Reise werden.

Das klingt ja nach einer sehr großen Bandbreite an unterschiedlichsten Einsatzmöglichkeiten für KI  …

Leon
Ja, der Trend geht ja schon jetzt Richtung Multi-Purpose-KI. Das heißt, die KI eignet sich nicht nur für eine spezifischen Aufgabe, sondern wird immer universeller einsetzbar. 

Arne
KI ist auch absolut sinnvoll, um die immer größeren Datenmengen zu durchschauen, die sich Tag für Tag aufhäufen. Auch die Trainingsmodelle für KI werden immer weiter angepasst und verbessert.
Prinzipiell sehe ich es so, dass die Katze jetzt aus dem Sack ist: Die Gesellschaft muss sich mit KI arrangieren und dabei die Vor- und Nachteile auf dem Schirm haben.
Gerade ist ja Generative KI das große Buzzword, also KI, die Texte, Bilder und mehr erstellen kann. Nur wenn wir auch verstehen, was da gerade passiert, lässt sich beispielsweise auch Missbrauch schneller erkennen, um ihm zu begegnen.

Du sprichst es gerade an: Was sind denn die Fallstricke bei Anwendungen wie ChatGPT oder Dall-E2, die man der Benutzung beachten muss?

Arne
Man sollte immer im Hinterkopf behalten, dass solche neuen Modelle mit riesigen Datenmengen arbeiten, die meist aus dem Internet stammen. Und natürlich spiegeln sich dort gesellschaftliche Vorurteile und Stereotypen wider ­­– mit denen die KI dann trainiert suwaw ggf. auch reproduziert.
Dagegen versucht man schon jetzt vorzugehen. Aber vergessen sollte darf man das keinesfalls..

Leon
Gerade bei Anwendungen, die in Richtung General Purpose gehen, wie z.B. ChatGPT, muss man schon sehr darauf achten, die Ergebnisse immer wieder zu überprüfen. Sonst können auch viele Falschinformationen generiert werden, die dennoch von der KI als korrekt vorgetragen werden.

Arne
Und: Trainingsdaten sind natürlich auch teilweise urheberrechtlich geschützt. Das fällt aktuell bei der Bildgenerierung zum Beispiel mit Stable Diffusion auf: Die KI trainiert mit Bildern, die von Künstler:innen erstellt wurden. Diese wurden dann auch nicht bezahlt. Das ist gerade eine große Diskussion.

Viele neue Felder, die sich da auftun! - Wenn Leute jetzt ein bisschen Angst vor KI haben, was würdet ihr ihnen mit auf den Weg geben?

Leon
Ich kann total verstehen, wenn Leute da auch irgendwie Angst haben! Je weniger man sich damit auskennt, desto mehr wiegen ja diverse Filme und Horrorszenarien. 
Vielleicht macht es Sinn, mal auf eine umwälzende Entwicklung zurückzugreifen, die wir schon hinter uns haben: Als der elektrische Strom ein neues Ding war, gab es auch eine Gegenbewegung. Überall würde Stromleitungen sein, in denen man sich verheddert und stirbt …

Arne
… und der Strom galt damals auch als etwas Magisches, das Frankenstein-mäßig Dingen Leben einhaucht.

Leon
Genau dieses magische Gefühl haben wir jetzt auch bei KI! Man weiß nicht so richtig, was sie ist, was sie macht, wie sie funktioniert. Aber im Endeffekt glaube ich einfach, dass KI uns als Gesellschaft unterstützen und voranbringen wird.

Arne
Ja, ich glaube auch, man braucht keine Angst davor zu haben, dass KI jetzt Kreativ-Arbeit ablöst. Der kreative Funke ist etwas zutiefst Menschliches. Wir werden am Ende des Tages mehr Zeit haben, kreativ zu sein.
Also ich sehe es eher positiv, um ehrlich zu sein. Ich würde sagen: Entspannt euch, genießt die Fahrt! Es ist etwas, was noch niemals vorher passiert ist. Und ihr seid Teil von etwas Neuem.

Jetzt zu Ihrem KI- Workshop!

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Arne Köhler

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